13. August 2022 – Einen Tag vor dem Schaffhauser Triathlon.

Meine Beine fühlten sich schwer an. Ich saß auf meinem Bett und cremte mir etwas panisch mit einer kühlenden Muskelcreme die rasierten Beine ein. In der Hoffnung, dass das zumindest mental etwas half. Neben mir lagen die Reste einer XXL-Pizza in einem Pizzakarton. Meine Wettkampfsachen und die Verpflegung, inklusive der Elektrolyte für die Laufstrecke, lagen schon gepackt neben meinem Rad. Alles war bereit für morgen.

Ich befand mich in der zweiten Zyklushälfte. Meine Stimmung war schwankend von: morgen hol ich nochmal alles aus mir raus und es wird ein wahnsinnig toller Tag; bis hin zu: ich habe überhaupt keine Lust nochmal über zwei Stunden zu leiden und ich möchte endlich in Ruhe am Strand liegen. Es war der letzte Wettkampf der Saison, bevor es zwei Tage später in den Strandurlaub ging.

Wie vor fast jedem Wettkampf machte ich mir Gedanken, ob ich zu wenig trainiert oder zu wenig regeneriert hätte. Oder beides.

Hinzu kam außerdem der Gedanke, dass ich mich in der zweiten Zyklushälfte befand, in der ich weniger leistungsfähig war und schlechter mit Hitze umgehen konnte.

Das war dieses Mal eine zusätzliche mentale Herausforderung.

Was mir vor allem half, war, den erhöhten Energiebedarf zu decken. Vielleicht hatte ich es an diesem Abend mit dem Carbo Loading etwas übertrieben, aber ich dachte mir – lieber zu viel als zu wenig.

14. August 2022 – Wettkampftag.

Am nächsten Morgen war es so weit. Nach einem leichten Frühstück rollte ich mit meinem Equipment zu einem Vereinskollegen, der mich mit nach Schaffhausen nahm. Es kündigte sich ein heißer Tag an. Vor Ort holten wir die Startunterlagen ab und trafen einige andere aus dem Team. Nach mehreren Plauderpausen erreichte ich die Wechselzone und richtete mir alles ein. Am Ende der Saison war immer alles etwas routinierter und lief deutlich schneller. Das half meine Nervosität in Schach zu halten.

Ein Bus brachte uns dann an den Start rheinaufwärts. Der Schaffhauser Triathlon war aufgrund der Strömung im Rhein bekannt für schnelle Schwimmzeiten. Das kam vielen Triathleten entgegen, die Schwimmen nicht zu ihrer Lieblingsdisziplin zählten. Da ich vom Schwimmen kam, war das hier normalerweise eher ein Nachteil für mich. Da aber dieses Jahr der Rhein kaum Wasser hatte, war die Strömung sehr langsam. Das half meinem mentalen Tief vor dem Start wieder etwas auf die Beine.

Der Bus spuckte uns 2km rheinaufwärts wieder aus. Nach einem kurzen Aufwärmen und Testen des Wassers – kein Neopren war tatsächlich eine gute Wahl heute – ging es auch schon los.

Ich nahm mir vor, mich einfach an der Spitzengruppe zu orientieren, und dann zu schauen, zu welcher Leistung mein Körper heute fähig war. Zu dem Zeitpunkt war ich noch nicht bereit, heute alles aus mir herauszuholen. Insgeheim dachte ich:

„Ich kann es ja auf den Zyklus schieben, wenn es nicht gut läuft.“

Doch weit gefehlt. Die „Spitzengruppe“ bestand nach weniger als der Hälfte der Schwimmstrecke aus mir allein. Mein Plan, mich an den Füßen vor mir zu orientieren – vor allem auch im Hinblick auf den rechtzeitigen Ausstieg – ging nicht auf.

Beim Schwimmausstieg, den ich dank des Führungskanus auch allein fand, lag ich gut 2 Minuten in Führung. Damit hatte ich nicht gerechnet. Das gab mir einen ordentlichen Motivationsschub für den Rest des Rennens. Die Gedanken an die verminderte Leistungsfähigkeit und die schlechtere Hitzeverträglichkeit waren weit entfernt.

Das Radfahren lief ebenfalls bombastisch. Ich hatte gute Beine und verpflegte mich mit gut.

Nachdem mich die 2. und 3. platzierten Frauen einholten, konnte ich zunächst mitziehen. Eine der beiden fuhr wenig später eine Attacke am Berg und war nicht mehr in Reichweite. Mit der anderen Athletin lieferte ich mir ein Duell bis in die Wechselzone. Ich schob mein Rad die letzten Meter zu meinem Platz, wechselte die Schuhe und schnappte mir meine Cap und die Elektrolyte um den letzten Teil des Rennens in Angriff zu nehmen.

Schnell merkte ich, dass ich das Lauftempo der anderen Athletin nicht mitgehen konnte. Doch ich konzentrierte mich auf mein Rennen und freute mich, dass ich immer noch auf Podiumskurs der Gesamtwertung der Frauen war.

Die Laufstrecke war schattig und leicht abschüssig bis zum Wendepunkt. Nach der Hälfte ging es über die Eisenbahnbrücke über den Rheinfall auf der anderen Seite hügelig zurück. Ich fühlte mich immer noch gut und war im Flow. Durch die konstante Verpflegung mit den Elektrolyten und die schattige Laufstrecke kam es auch zu keinem Leistungseinbruch.

Einen Kilometer vor dem Ziel war ich mir schon sicher, dass ich den dritten Platz ins Ziel bringen konnte. Doch ich hatte mich zu früh gefreut. Die zu diesem Zeitpunkt 4. Frau zog an mir vorbei. Viel zu schnell, als dass ich hätte dranbleiben können. Aber ich zog weiter mein Rennen durch und konnte schlussendlich einen 4. Platz in der Gesamtwertung der Frauen und einen 2. Platz in der Altersklasse abräumen.

Allerdings war die Platzierung an diesem Tag beinahe zweitrangig.

Ich hatte gegen mich gewonnen.

Gegen meinen Kopf, der mir einreden wollte, dass ich heute nicht leistungsfähig wäre, da ich in der ungünstigeren Zyklushälfte war.

FAZIT: Es ist durchaus wichtig und richtig, dich deines Zyklus bewusst zu sein. Allerdings sind das subjektive Belastungsempfinden und das eigene Körpergefühl immer noch ausschlaggebend für deine Leistungsfähigkeit am Wettkampftag oder bei einer intensiven Trainingseinheit. Nutze das Wissen rund um den Zyklus für deinen Trainingsalltag. Aber nimm es nicht als gesetzt, dass der Wettkampf oder die Trainingseinheit dann schlecht wird. Außerdem spürt jede Frau individuell starke Hormonschwankungen bzw. Symptome. Mit individuellen Maßnahmen kannst du dennoch am Wettkampftag in der zweiten Zyklushälfte deine Leistung abrufen!

Wie sind deine Erfahrungswerte? Schreib es mir in die Kommentare!

Wenn du wissen möchtest, welche Dinge du vor einem Wettkampf in deiner zweiten Zyklushälfte beachten solltest, dann melde dich gerne für ein individuelles Coaching bei mir über mein Kontaktformular oder direkt per Mail.

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