Gibt es einen Zusammenhang zwischen der sportlichen Leistungsfähigkeit bei Sportlerinnen und der Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln, wie z.B. die Antibabypille? Und was sind Vor- und Nachteile in Bezug auf die sportliche Performance?

Hormonelle Verhütungsmittel, wie z.B. die Pille, sind in erster Linie dazu da, Schwangerschaften zu verhindern. Sie enthalten synthetische Östrogene und/oder Progesteron, die den Eisprung verhindern und die Gebärmutterschleimhaut verändern, damit keine Eizelle befruchtet werden kann.   

Hormonsubstitution ist immer eine individuelle Entscheidung und es gilt immer, die Vorteile und die Risiken mit eine*r Gynäkolog*in abzuklären.

Unter Sportlerinnen gab es lange Zeit die verbreitete Annahme, dass durch die Einnahme der Pille, die Leistungsfähigkeit gesteigert werden könnte, indem man den Zeitpunkt der Blutung selbst bestimmen kann. Mittlerweile zeichnet sich jedoch ein anderes Bild ab.

Fakt ist, dass alle synthetischen Hormone den natürlichen Rhythmus des Zyklus und die Botschaften über den eigenen Gesundheitszustand überdecken. Das körperinterne Beobachtungsinstrument wird sozusagen auf „Auto-Pilot“ gestellt.

Außerdem können eine ganze Reihe von Nebenwirkungen bei der Einnahme wie u.a. Blutgerinnsel, PMS, Stimmungsschwankungen bis hin zu depressiven Verstimmungen, Kopfschmerzen und eine Gewichtszunahme auftreten.

Die Studienlage zum Thema hormonelle Verhütungsmittel und der sportlichen Leistungsfähigkeit ist nicht eindeutig. Nicht für jede unterschiedliche Produktzusammensetzung sind Daten verfügbar, die einen Hinweis auf die Beeinflussung der sportlichen Leistungsfähigkeit geben.

Jedoch ergeben sich positive hormonelle Effekte in Bezug auf die Trainingsanpassungen während eines regelmäßigen Zyklus. Steuert man das eigene Training sinnvoll nach den hormonellen Schwankungen, wird die Leistungsfähigkeit gesteigert.

Durch das vielfältige Spektrum der hormonellen Verhütungsmittel fokussieren sich Studien meist auf Nutzen und Nebenwirkungen ohne Berücksichtigung möglicher physiologischer Interaktionen.

Fazit & eigene Erfahrungswerte:

Synthetische Hormone in jeglicher Zusammensetzung und Form bedeuten einen Eingriff in den natürlichen Rhythmus einer Frau im reproduktiven Alter. Eine Abwägung von Nutzen und Risiken sollte also immer ausführlich erfolgen.

Bei der Einnahme der Pille im Zusammenhang mit der sportlichen Leistungsfähigkeit, macht es also um so mehr Sinn, dass ein Eingriff in den natürlichen weiblichen Zyklus mit einer Minderung der Leistungsfähigkeit in Zusammenhang steht. Das Hormonlevel wird künstlich auf einem Niveau gehalten, wodurch also keine Leistungspeaks, wie in der Phase der Ovulation erfolgen können.

Bei mir selbst und bei meiner Arbeit mit Frauen, sei es im Gesundheitsbereich oder bei ambitionierteren Hobbysportlerinnen, durfte ich bereits erfahren, welche positiven Effekte Training im Einklang mit dem weiblichen Zyklus hat. Mehr dazu gibt es hier.

Quellen:

Sibylle, M. B., Maja, N., & Olympic, S. (2020). Zyklus und Leistungssport. Schweizerische Zeitschrift für Sportmedizin & Sporttraumatologie, 68(4).

Goeckenjan, M., & Gharavi, H. (2021). Kontrazeption bei Sportlerinnen. Gynäkologische Endokrinologie, 19(3), 205-211.

Sims, S. T., & Yeager, S. (2016). Roar: how to match your food and fitness to your female physiology for optimum performance, great health, and a strong, lean body for life. Rodale.

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